Unser Bistro Ginkgo
3 – Liefergeschäft
Wir haben mit unseren Lieferkunden, allein mit Lieferkunden, den Start in das Abenteuer Bistro Ginkgo auf den Weg gebracht.
Vielen herzlichen Dank an unsere Lieferkunden!
Unsere Eröffnung war am 28.10.2020, am 29.10. wurde die Schließung der Gastronomie angekündigt, ab dem 1.11. war Lockdown.
Das war, als wir das Projekt in Angriff nahmen, nicht absehbar. Wir spielten seit Jahren immer mal wieder mit dem Gedanken, ein Restaurant zu eröffnen. 2019 wurde es sehr konkret. Der wesentliche Vertrag, der über die Räumlichkeiten, wurde unterzeichnet.
Der 28. Oktober 2020 wurde als Tag der Eröffnung festgelegt. Dass wir bis Juli 2021 nur zur Abholung und zur Lieferung anbieten würden, haben wir nicht erwartet. 98% Liefergeschäft, 2% Abholung.
Wir waren sehr froh, dass über die marktbeherrschende Plattform Lieferando ab dem ersten Tag, an dem wir mit unseren Gerichten auf der Plattform erschienen, Bestellungen eingingen.
Der Start nur mit Liefergeschäft war für uns schwierig. Die Köchin kochte zum ersten Mal für fremde Gäste. Wir hatten keine Erfahrung, wie unsere Küche, die Gerichte, die wir uns vorstellen, von den Gästen aufgenommen werden würden. Und im reinen Lieferbetrieb fehlte uns, insbesondere der Köchin, der direkte Kundenkontakt.
Unser Geschäftsmodell war und ist nicht, anzubieten, was am Markt gegenwärtig die breiteste Zielgruppe, die höchste Nachfrage trifft. Dieses Vorgehen hätte den Vorteil, dass man seine Speisekarte sehr stark an den am Markt erfolgreichen Gerichten orientieren kann. Eine solche Speisekarte wäre das Ergebnis intensiver Marktforschung und dem Üben, die erfolgreichen Gerichte anderer Anbieter nachzukochen. Aber warum sollten wir ein solches Restaurant eröffnen? Es gibt die Anderen ja schon. Warum sollen wir die kopieren? Die machen ihre Sache gut, sonst hätten sie ja aufgegeben.
Wir haben uns entschieden, unser Restaurant zu riskieren. Wir sind überzeugt, dass wir mit unserer Küche großen Erfolg erzielen werden. Wir haben den Entschluss, das Bistro Ginkgo zu eröffnen, genau deshalb getroffen, gerade weil wir überzeugt sind, dass unsere Küche ihre Freunde und Fans finden wird.
Also kochte meine Frau - aufgrund des Lockdowns - zunächst für eine Blackbox. Sie erfuhr in der Regel nicht, wer ihre Kunden waren. Sie hatte in der Regel keine Gelegenheit zu einem direkten Kontakt mit den Kunden. Sie erfuhr in der Regel auch nicht, wie es geschmeckt hat.
Umgekehrt waren wir für die meisten Kunden dieser Plattform auch eine Blackbox. Auf der Plattform kann man nicht mehr als die Namen und Preise der Gerichte veröffentlichen. Wir sind daher den vielen Kunden dankbar, die quasi blind bei uns bestellt haben.
Wir haben in der Kategorie "chinesisches Essen" begonnen. Schließlich boten wir chinesisches Essen an. Die Köchin ist in China geboren und aufgewachsen. Wir haben bis vor wenigen Jahren hauptsächlich in Beijing gearbeitet. Haben früher beide auch mehr oder weniger lange in Shanghai, Nanjing und Wuhan gelebt, waren in vielen Regionen Chinas. Wir wissen, was chinesisches Essen ist. Und doch enttäuschten wir viele Kunden. Auch wenn die das nicht formulierten. Ich sehe sie bei jeder Fahrt durch Duisburg, die Haustüren, die sich mir nur einmal geöffnet haben, nur ein einziges Mal.
Was chinesisches Essen ist, definiert der Markt. Das, was in Deutschland auf der Angebotsseite den Markt unter dem Oberbegriff "chinesisches Essen" dominiert, ist logischerweise für die meisten Konsumenten der Inbegriff des chinesischen Essen.
In China gibt es das alte Gleichnis 盲人摸象[1]. Wenn mehrere Blinde einen Elefanten abtasten, beschreibt ein jeder den Elefanten vollkommen anders. Klar, einer befühlt ein Bein, der andere den Rüssel, ein Dritter ein Ohr. Die chinesische Küche ist ein Elefant, ein gigantischer Elefant.
Wir haben akzeptiert, dass "unsere" chinesische Küche viele Kunden, die chinesisches Essen bestellen, überraschte. Viele positiv, die wurden Stammkunden. Sehr viele negativ. Deren Erwartungen haben wir nicht erfüllt, wir haben nicht überzeugt, wir konnten keinen Platz in deren Erwartungsprofil erringen. Sie kamen nie mehr wieder. Wir fuhren in der Kategorie "chinesisches Essen" bei Lieferando offensichtlich entgegen der Fahrtrichtung. Die Mehrheit definiert die Fahrtrichtung. Das haben wir akzeptiert und diese Straße verlassen, nicht mehr weiter unter “chinesisches Essen” angeboten.
Lieferando bietet Gastronomen eine riesige Bühne. Unter “Alles” betrachtet der Kunde die gesamte Bühne. In den vielen Kategorien kann der Kunde seinen Blick auf Blockbuster-Gerichte wie Pizza, Sushi, Pasta oder auf kulinarische Regionen wie Chinesisch, Indisch, Italienisch fokussieren. Alternativ kann der Kunde auch zutatenorientiert fokussieren: vegetarisch, vegan, Fisch, Fleisch. Jeder Gastronom kann auswählen, welchen Kategorien er sein Angebot zuordnet.
Unsere ursprünglichen Vorbehalte gegenüber den Gebühren von Lieferando haben wir abgelegt. Zum einen, weil Lieferando technisch funktioniert. Wenn es Probleme gibt, werden die zuverlässig behoben. Der Kundenservice ist sehr gut. Zum anderen, weil Lieferando durch langjährige Investitionen „die Bühne“ für Bestellgastronomie in Deutschland aufgebaut hat. Der Bekanntheitsgrad ist enorm, die tägliche Kundenfrequenz sehr groß. Die Bühne, die Lieferando bietet, regt tagtäglich neue Kunden zu Bestellungen bei uns an. Das sind Leistungen, die eine wirtschaftliche Basis erfordern.
Und wir haben den Vergleich. Der Anbieter Dish bietet den scheinbaren Vorteil einer geringen Monatspauschale. Aber dafür betreibt der Anbieter auch keine Bühne. Wer mein Restaurant nicht kennt, wird auch mein Angebot bei Dish nicht finden. Kundenservice ist nur bedingt vorhanden. Man kann Anfragen stellen und es wird einem zugehört. Allerdings Antworten, die bekommt man häufig nicht. Bei den geringen Gebühren darf dies nicht verwundern. Leistung erfordert Mittel, kostet zwangsläufig Geld.
Kunden, die aus Prinzip dominierende Internetplattformen ablehnen oder Kunden, die uns die 13 %, die Lieferando einbehält, ersparen wollen, haben dort bestellt. Und von diesen Kunden auch nur die hartnäckigen. Selbst regelmäßige Stammkunden sind zu Lieferando zurückgekehrt bzw. dorthin gewechselt. Wir haben Dish inzwischen wieder verlassen, denn ein eigener Onlineshop - und viel mehr bietet diese Plattform nicht - kostet noch weniger. Neben Lieferando werden wir daher demnächst als Alternative unseren eigenen Onlineshop betreiben.
Was bis zur Aufhebung des Lockdowns fehlte, war der direkte Kundenkontakt. Die Köchin sieht Nachfrage nach einzelnen Gerichten. Was wird oft bestellt. Was wird selten bestellt. Es gab sogar Gerichte, die wurden nie bestellt. Um die lange Phase des Lockdowns, eingeschränkt auf das Liefergeschäft, durchzuhalten, war für uns besonders wichtig
das viele Kunden wiederholt bei uns bestellten. Denen hat es offensichtlich geschmeckt.
das manche Kunden uns anriefen oder zu uns ins Bistro kamen, um uns mitzuteilen, wie gut es ihnen schmeckt.
positive Bewertungen im Internet zu lesen.
Erneut möchte ich ein herzliches Dankeschön an unsere Lieferkunden richten. Nur Dank Ihrer Bestellungen konnten wir in den ersten Monaten überhaupt arbeiten, üben und Fortschritte machen.
Unsere Speisekarte entwickelte sich und fährt fort sich zu entwickeln. Es würde uns freuen, wenn Kunden, die bei einem ersten Versuch nicht zufrieden waren, mit einigem zeitlichen Abstand nochmal bei uns probieren[2].
Wir hoffen inständig, dass auf den aktuellen Teil-Lockdown die endgültige Befreiung der Gastronomie folgt. Unser Bistro Ginkgo soll vor allem ein Gasthaus sein. Ein Haus, in dem wir unsere Gäste bewirten. Bei uns im Haus bewirten. Denn so erfolgreich Liefdienste auch sein mögen, sehr viele Menschen wollen ihre Gerichte frisch vom Herd vor Ort genießen. Und seine wir ehrlich. Ganz frisch vor Ort schmeckt es besser.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch,
Ihr Bistro Ginkgo Team
Michael Busch
Olhos de Água, 8. Februar 2022
[1]盲人摸象 mángrén mōxiàng
[2] Vorausgesetzt, Sie sind nach der Lektüre unseres Internetauftritts der Meinung, unser Angebot, unser Bistro Ginkgo, verspricht, Ihren persönlichen Geschmack zu trefffen.
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