Bistro Ginkgo
1 Prolog
Aktualisiert: 2. Feb. 2022
Hymne an das natürliche Essen - Bistro Ginkgo von innen
Von Min Busch, Am Wiesensee, den 4. Juni 2021
1. Prolog
Seit dem 28. Oktober 2020, dem Tag der Eröffnung des Bistro Ginkgo, erlebe ich bis heute eine Verwandlung meiner eigenen Person, zu meiner großen Überraschung und mit großer Dankbarkeit. Diese Verwandlung betrifft sowohl die körperliche Fitness als auch meine psychische Stärke. Am zweiten Tag nach unserer Eröffnung wurde verkündet, dass ein Lockdown-Light beginnen werde, der bis heute noch anhält. Wir befinden uns in einer dunklen Zeit ohne Fahrplan. Wir erlebten eine lange Zeit Tag für Tag komplett ohne Kunden. Bis die Voraussetzungen geschaffen wurden, über die Internetplattform „Lieferando“ verkaufen zu können, waren anderthalb Monate vergangen: Also war rückblickend für mich der erste Tag, an dem ich mich „Köchin“ nennen durfte, der 17. Dezember 2020. Doch Mitte Januar 2021 haben wir festgestellt, dass mein Einkaufsmarkt zusammengebrochen war: Beim Gemüsehändler gab es kaum noch wirklich frisches Gemüse. Also legten wir eine Pause von insgesamt 6 Wochen ein.
Unser Plan, ein Restaurant zu eröffnen, stand schon lange vor Corona fest. Daher sehen mein Mann und ich Probleme jeder Art als eine Herausforderung, die wir gerne annehmen. Und immer, wenn ein Problem überwunden wurde, freuten wir uns wie kleine Kinder. Genau dieser feste Glaube an den Erfolg des Konzeptes „Bistro Ginkgo. natürlich essen.“ gibt uns Kraft, formt unser Team und lässt uns alle zusammen Schritt für Schritt voranschreiten. Diese Freude am Fortschritt, ja diese Hoffnung auf ein besseres Wohlbefinden, möchte ich gerne in Form einer textlichen Skizzierung mit Ihnen teilen.
An den ruhigsten Tagen im November sowie Dezember 2020 habe ich eine Reihe Kochvideos aufgenommen, um sie bei YouTube zu veröffentlichen. Und in den sechs Wochen „Winterpause“ vom 17. Januar bis zum 28. Februar 2021 habe ich zum ersten Mal in meinem Leben einen Facebook-Account eröffnet, um bei „Bistro Ginkgo“ verschiedene Gerichte zu posten. Jedes Video bzw. jeder Beitrag half mir weiter, Details zu verfeinern. Ich gelangte immer fester zu der Überzeugung: Es sind die Gerichte selbst, die die natürlichen Umamis kombinieren und erschaffen. Sie stillen unseren Hunger jeden Tag aufs Neue, ernähren uns, halten uns gesund und geben uns Kraft, Zuversicht und Wohlbefinden, und all das zusammen macht uns glücklich. Nicht ich als Köchin bin der Protagonist, sondern jedes Gericht selbst steht für sich im Zentrum des Geschehens.
Eines Tages, so plötzlich, morgens, nachdem ich aufgewacht war und noch im Bett lag, fiel mir der Titel meines zukünftigen Buches ein: „Hymne an das natürliche Essen“.
Ab diesem Moment ist mir klar geworden, dass ich mich auf eine lange Reise begeben habe, die gerade ihren Anfang genommen hatte: Jedes Gericht hat seinen eigenen Gipfelpunkt. Mein Ziel ist, Gerichte wie Musik zu komponieren, um dann ihren jeweiligen Gipfelpunkt mit allen Sinnen herauszufinden. Und wenn dies gelingt, soll es selbstverständlich in dem Restaurantbetrieb idealerweise Gericht für Gericht realisiert werden.
Das alles klingt erst mal banal, wer macht es nicht? Doch wenn der Rahmen, den ich für die Küche von Bistro Ginkgo als Voraussetzungen gesteckt habe, immer gelten sollen, dann scheint dieses Ziel auch für mich selber unerreichbar. Denn es dürfen nur frische Zutaten verwendet werden, ohne Tiefkühlware, ohne industrielle Zusatzstoffe, ohne halbfertige Produkte. Und dasselbe Gericht soll immer gleich hervorragend schmecken, auch wenn es von verschiedenen Köchen gekocht worden ist.
So kochen unser junger Koch und ich zu Stoßzeiten Bestellung zu zweit, wie ein Doppel beim Tischtennis: Wir bedienen gleichzeitig insgesamt fünf Feuerstellen. Somit haben an jedem Gericht zwei Personen gekocht. So zu kochen macht großen Spaß – und das Verfahren haben wir nicht erfunden, sondern es hat sich so ergeben. Und immer, wenn Kunden begeistert sind von der Küche, freuen wir uns beide – das Lob des Kunden gilt immer für uns beide![1]
Mit diesem Vorhaben möchte ich Sie einladen, mit mir zusammen in die wunderbare Vielfalt der natürlichen Gerichte einzutauchen: Gericht für Gericht strebe ich an, die Perfektion zu beschreiben, als sei ich eine Komponistin für ein Musikstück, mit der festen Vorgabe: Chinesische Methode. Japanischer Einfluss. Deutsche Zutaten. Dabei verzichte ich bewusst auf die Mengenangabe, wie sie das Publikum von einem Rezeptbuch erwartet. Denn ich möchte mich auf das Wesentliche konzentrieren: Der natürliche Umgang hauptsächlich mit Gemüse. „Vegetarisch. Vegan. Asiatisch.“ ist die passende Einordnung der Küche von Bistro Ginkgo. Mit anderen Worten: Asiatische Fusionsküche. Gemüse wie Wirsing, Rosenkohl, Spitzkohl, Brokkoli, weißer Spargel, Bärlauch sind in China unbekannt oder nicht gebräuchlich. Buschbohnen, Stangenbohnen, Aubergine, Zucchini wachsen in China in anderer Ausprägung und schmecken anders. Daher ist mir bewusst, dass ich mit der „gemüse-immanenten“ Methode arbeiten muss. Ausgestattet mit meinem „chinesischen Werkzeugkasten“, ergänzt mit Tools aus Japan, will ich jede in Duisburg verfügbare Zutat unter die Lupe zu nehmen.
Als Autorin eines Buches schreibe ich ohne ein vorher geplantes Inhaltsverzeichnis. Die lange Reise hat begonnen. Es wird spannend und interessant sein. Ich lasse mich überraschen und bin mir sicher, dass sich die einzelnen Beiträge später gruppieren lassen werden – und somit wird sich das Inhaltsverzeichnis eines Tages von selbst heraus kristallisieren.
Bis dahin ist es und bleibt spannend – für Sie und für mich.
Kommen Sie mit und genießen Sie mit uns!
Guten Appetit
wünscht Ihnen das Bistro Ginkgo Team
Am Wiesensee, den 4. Juni 2021
[1] Seit Mitte September 2021 koche ich nun als die einzige Köchin bei Bistro Ginkgo. Mein Mann und ich kommen seitdem mit einem Team „nur zu zweit“ zurecht. – Olhos d’Água, den 25. Januar 2022